Der Sommer

Fotografiert von Christine Bauer

Bei schönem Sonnenschein gehe ich durch Wald und Hain. Ich tue das, was mir gefällt, und wenn ich geh, dann schwappt es, und wenn ich lauf, dann klappt es. Und mein Schuh sagt immerzu: schwipp und schwapp und schwu. Das Kleid, das ist nass, der Stier, der macht Spaß, und Reisbrei ist mein Leibgericht. An dem schönen Sommertag macht es immer schwipp und schwapp.“

Pippi Langstrumpf [1]

Sommer konkret und auf metaphorischer Ebene

Alles, was einmal ein Samenkorn war, kommt im Sommer zu voller Blüte und Reife. Der Sommer ist die Zeit der Getreideernte und der Farbenpracht der Blumen. Die Sonne steht hoch am Himmel, spendet Wärme und verleiht dem Leben eine gewisse Leichtigkeit und Freude. Früchte reifen heran, Pflanzen gedeihen, die Tage sind länger geworden und die lauen Nächte laden zu langen geselligen Abenden ein. Wie in einem Rausch setzt der Sommer die Energien der Pflanzen in Farben um: Orange, Gold, Rot, Blau und ein sattes Grün. Hören wir Goldgelb, dann denken wir sofort an Wärme und Schönheit. Gemäß den Worten des Neurowissenschaftlers Michel Le Van Quyen empfinden wir Menschen beim Anblick der Schönheit der Farben in der Natur „ein tiefes inneres Gefühl der Freude, verbunden mit der Ästhetik und dem Bewusstsein unseres Daseins. Diese Vereinigung, dieser Moment, in dem das Gehirn eine gewisse Harmonie zwischen der Außenwelt und der inneren Wahrnehmung unserer selbst erkennt, vermittelt uns den Eindruck, dass die Schönheit von innen kommt und wir ihr gleichen.“ [2]

Im Sommer

In Sommerbäder
Reist jetzt ein jeder
Und lebt famos.
Der arme Doktor,
Zu Hause hockt er
Patientenlos.

Von Winterszenen,
Von schrecklich schönen,
Träumt sein Gemüt,
Wenn, Dank der Götter,
Bei Hundewetter
Sein Weizen blüht.      

                      Wilhelm Busch [3]

Der Sommer kann uns mit dem Realen und Konkreten verbinden. Wir sind bis hierhergekommen, haben keine Ängste mehr und nehmen die Dinge in Angriff. Es brauchte Durchhaltevermögen und Geduld um das, was im Frühling begonnen und geboren wurde, bis zum Sommer durchzubringen. Ideen bis zum Ende durchzuführen bedürfen einer großen Willensstärke. Die Wege sind gelegt, die Initiativen ergriffen worden, Bewusstsein und Tatendrang haben sich zum Treffen eingestellt und begleiten uns treu auf unserem Lebensweg.

Alles ist im Reifen begriffen, die in der Luft schwebende Begeisterung dieser Jahreszeit erlaubt es uns, alles zu unternehmen. Es ist eine großzügige Zeit, ein reiner Ausdruck des Lebens. Das Licht erhellt unsere Ideen, die konkrete Formen annehmen und umsetzbar erscheinen. Es ist eine Zeit, wo das Selbstvertrauen zum Zuge kommt. Betrachteten wir die Jahreszeiten als Lebensabschnitte, dann symbolisierte der Sommer den Eintritt in das Erwachsenenalter. Das ist oft ein intensiver Moment im Leben, wo wir großzügig und sorglos von unseren Kräften schöpfen können, „Ja“ zum Leben sagen und nicht mehr zwischen verschiedenen Optionen zögern müssen, sondern uns der vollzogenen Wahl und ihrer Umsetzung widmen. Wir bauen keine Luftschlösser mehr und sind fähig, etwas Wertvolles und Bleibendes zu schaffen, das sich in eine längere Zeitspanne einreiht. 

Gabriele Münter, Blumenstillleben [4]

Die Sonne steht im Sommer am höchsten. Sie kann Wärme und Licht verbreiten aber auch verbrennen. Sie ist ein wahrer Despot. Brände und Trockenheit sind die Schattenseiten des Sommers. Wir lechzen das ganze Jahr über nach Sonne und Licht, und wenn sie dann da sind, dann suchen wir den Schatten und die Kühle. Deshalb sollte man nicht zu viel erwarten vom Sommer. Nehmen wir das, was er uns großzügig anbietet, und zelebrieren wir es.

In den folgenden kreativen Aktivitäten wurde diese besondere Energie des Sommers berücksichtigt. Außerdem wird die Beschäftigung mit dieser Jahreszeit mit Aktivitäten über Kräuter, Gemüse und Obst, die im Sommer in unseren Breitengraden wachsen, ergänzt.

[1] Quelle : hier (abgerufen am 12.3.2024)
[2] Frei übersetzt nach Van Le Quyen, Michel, Cerveau et nature, Flammarion, Paris, 2022, Seite 138
[3] Quelle: hier (abgerufen am 27.2.2024)
[4] Quelle: hier (abgerufen am 12.3.2024)

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