Herzensangelegenheiten mit der Webtechnik



Das Papierweben
Das große Interesse des Papierwebens liegt in dem Überraschungseffekt, der durch die Verschmelzung der Farben untereinander entsteht. Es ist sehr befreiend, das Ergebnis vorher nicht zu kennen. Die Wahl von Farbton, Wert und Intensität der Farben liegt bei jedem selbst.
Im Spätmittelalter entstanden viele Zünfte, in denen sich die Handwerker zu ihrem eigenen Schutz zusammengeschlossen hatten. Eine der ältesten Zünfte, die schon sehr früh gebildet wurden, war die der Weber. Weben symbolisiert den Schaffensprozess. Ich kreiere etwas aus meiner eigenen Substanz, so wie die Spinne ihr Netz webt. Über das Papierweben können Gedanken visuell dokumentiert werden. Dadurch wird ein gewisses Bewusstsein erzeugt, das entsteht, wenn man sich auf etwas mit all seinen Gedanken fokussiert – ein Zustand der Geistesgegenwart oder Achtsamkeit. Jedes Werk, was dabei entsteht, trägt eine ganz persönliche Note und sagt etwas über die Person aus, die es hergestellt hat. Und das Phantastische dabei ist, dass immer etwas Besonderes dabei herauskommt.
Figurengedichte
Figurengedichte sind geschriebene Texte, deren Linien in Form von Zeichnungen angeordnet sind. Das Wort « Kalligraphie » ist ein Neologismus, der von G. Apollinaire durch die Kreuzung von « Kalligraphie » mit « Ideogramm » geschaffen wurde. Ein Figurengedicht ist also ein Gedicht, das nicht nur eine literarische Funktion hat sondern darüber hinaus auch noch in optischer Hinsicht eine weitere Bedeutungsebene aufbaut, zum Beispiel durch die Form des Textkörpers. Im Unterricht, zu Hause oder außerhalb der Schule oder Universität sind die Aktivitäten rund um diese originelle poetische Form ideal, um Vokabeln und Beschreibungen auf originelle Art und Weise zu bearbeiten und gleichzeitig die Phantasie anzuregen.
Benötigtes Material
Begleitende Dokumente für die kreative Aktivität zum Herunterladen
Ergänzende Dokumente zum Herunterladen
- Ein kreatives Schreibheft (DINA 4, weißes linienfreies Papier oder nur lose Blätter)
- Zum Kleben einen Klebestift oder Akrylmedium oder verdünnten Weiβleim
- Ein kreatives Schreibheft (DINA 4, weißes, linienfreies Papier) oder lose linienfreie Blätter
- Ein weißes Blatt Papier
- Schaumstoffpapier (für jede Person ein kleines Viereck von 10×10 cm)
- Harte Pappe (für jede Person ein kleines Viereck von 10×10 cm)
- Acrylfarben
- Pinsel
- Behälter für Wasser und natürlich Wasser
- Kleine aus Karton angefertigte Farbpaletten (Vierecke 15×10 cm)
- Illustrierte Zeitschriften auf Deutsch (für jede Person sollte eine illustrierte Zeitschrift zur Verfügung gestellt werden)
- Kleine plastifizierte Karte für jede Person (alte Kreditkarten, Versicherungskarten, Kundenkarten etc)
- Filzstifte
- Buntstifte
- Trockenkreide
- Wachsmalstifte
- Permanent Marker
- Scheeren
- Ein kurzes Stück Bindfaden (circa 15 cm lang)
- Ein Haarföhn um bemaltes Papier gegebenenfalls zu trocknen
Vorgehensweise
- Vor Beginn der kreativen Aktivität könnte eine der Atem-Entspannungs-und oder Achtsamkeitsübung gemacht werden (5-10‘).
- Dann sollten unbedingt die „RAILS-Regeln“ erklärt werden (5‘): Diese Regeln legen den Rahmen für die reibungslose Durchführung der Aktivität fest. Sie schaffen ein respektvolles Miteinander und eine kognitive Sicherheit. Dies sind beides grundsätzliche und unumgängliche Voraussetzungen, damit sich Kreativität frei entfalten kann.
- Dann sollten unbedingt die „RAILS-Regeln“ erklärt werden (5‘): Diese Regeln legen den Rahmen für die reibungslose Durchführung der Aktivität fest. Sie schaffen ein respektvolles Miteinander und eine kognitive Sicherheit. Dies sind beides grundsätzliche und unumgängliche Voraussetzungen, damit sich Kreativität frei entfalten kann.
R=Respekt für sich selbst und die anderen, das heißt keine Selbstsabotage oder negative Kritik.
A=Aufmerksamkeit, für das, was in uns vorgeht.
I=Intimität wird respektiert, ich schaue nicht auf die Arbeiten der anderen und kommentiere sie auch nicht, jeder/jede hat seinen persönlichen und eigenen Raum.
L=Liberté/Freiheit, ich bin frei die vorgeschlagenen Übungen abzuändern oder nicht zu machen, wenn es mir unangenehm ist.
S=Schweigen/Stille, ich rede nicht während des kreativen Arbeitens und höre in mich hinein, lausche meinen Geschichten. - Zum Einstieg ein grünes Herz auf eine Seite malen lassen und ein Wort dazuschreiben, das spontan den Lernenden in den Sinn kommt.
- Einen farbigen Hintergrund mit Akrylfarben auf der linken Seite des Heftes gestalten. Einen Klecks heller Akrylfarbe auf die Seite geben und mit der plastifizierten Karte in einer dünnen Schicht über die ganze Seite verteilen. Die Schicht sollte sehr dünn sein, damit die Farbe schnell trocknet. Ein loses weißes Blatt mit Akrylfarben bemalen und zum Trocknen auf die Seite legen. (15‘)
- In einer Zeitschrift Bilder heraussuchen, die für jeden einzelnen eine Herzensangelegenheit darstellen. Zum Beispiel Freundschaft oder Musik oder meine Familie.
- 3-4 Zentimeter breite Streifen aus den Bildern sowie aus dem farbigen Blatt herausreißen- oder schneiden. Auf einem Streifen sollte nur Schrift zu sehen sein. (20‘)
- Dann werden die Webstühle hergestellt. Das farbige Papier auf der linken Seite des Heftes mit einer Schere in kurvigen oder gekrümmten Linien (ungefähr 6 oder 7) vollständig einschneiden.
Die vorbereiteten Streifen einweben. Ganz wichtig: ein Streifen sollte nur aus Schrift bestehen. - Andere Bildelemente, die zum Thema passen nach Belieben auf das verwebte Papier kleben wie zum Beispiel kleine Herzen. (40‘)
- Mit den Redewendungen zum Thema Herz und einem oder zwei Wörtern aus dem Wörterstreifen der Webarbeit ein Gedicht nach dem Prinzip der konkreten Poesie schreiben. (30‘)
- Sich am Ende alles noch einmal anschauen und durchlesen und eine Endbotschaft auf ein selbstgebasteltes Herz schreiben. Man kann dafür einen Satz oder ein Wort aus einer Zeitschrift herausschneiden. Das Herz mit einem Bindfaden im Heft anbringen. (15‘)
- Sich in Kleingruppen über das kreative Arbeiten austauschen. Dabei sollten unbedingt folgende Regeln festgelegt werden :
- Jeder/Jede hat die gleiche Sprechzeit ;
- Es werden keine negativen oder abwertenden Kommentare über das Gesagte gemacht ;
- Wir hören einander aufmerksam und mit Respekt zu.
Was hat mir ganz besonders gefallen?
Was ist mir schwer gefallen?
Was nehme ich aus diesem kreativen Unterricht heute mit?
Die verschiedenen Aktivitäten sind zeitlich nicht zu kurz angelegt. Ich habe mit meinen Gruppen die Erfahrung gemacht, dass die Lernenden Zeit brauchen um in die Arbeit einzutauchen. Und wenn sie einmal begonnen haben, dann kann man sie nur schwer wieder herausholen. Das Zeitmanagement ist eine wichtige Sache und man sollte vorher genau vermitteln, wieviel Zeit für jede Aktivität gegeben ist. Man kann diese Arbeit über zwei oder drei Stunden verteilen und auch zu Hause Vorbereitungen machen lassen. Die Collagearbeit sollte aber unbedingt im Unterricht durchgezogen werden. Das Schreiben kann auch als Hausaufgabe für den nächsten Unterricht gegeben werden. Ganz wichtig ist auch der Austausch am Ende. Dadurch kann sich die Erfahrung in unserem Gehirn besser abspeichern.